Zustimmungsgesetz
Staatsvertrag
 
      über die Übertragung von Aufgaben nach §§ 802k Abs.1 Satz 2, 882 h Abs. 1 Satz 2 und 3 der Zivilprozessordnung und § 6 Abs. 1 Schuldnerverzeichnisführungsverordnung und § 7 Abs. 1 Satz 1 der Vermögensverzeichnisverordnung zur Errichtung und zum Betrieb eines gemeinsamen Vollstreckungsportals der Länder
 
       Das Land Baden-Württemberg, vertreten durch den Ministerpräsidenten, dieser vertreten durch den Justizminister, 
        
 der Freistaat Bayern, vertreten durch den Ministerpräsidenten, dieser vertreten durch die Staatsministerin der Justiz und für Verbraucherschutz, 
        
 das Land Berlin, vertreten durch den Regierenden Bürgermeister, dieser vertreten durch den Senator für Justiz und Verbraucherschutz, 
        
 das Land Brandenburg, vertreten durch den Ministerpräsidenten, dieser vertreten durch den Justizminister, 
        
 die Freie Hansestadt Bremen, vertreten durch den Ministerpräsidenten, dieser vertreten durch den Senator für Justiz und Verfassung, 
        
 die Freie und Hansestadt Hamburg, vertreten durch den Senat, 
        
 das Land Hessen, vertreten durch den Ministerpräsidenten, dieser vertreten durch den Minister für Justiz, Integration und Europa, 
        
 das Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch den Ministerpräsidenten, dieser vertreten durch die Justizministerin, 
        
 das Land Niedersachsen, vertreten durch den Ministerpräsidenten, dieser vertreten durch den Justizminister, 
        
 das Land Rheinland-Pfalz, vertreten durch den Ministerpräsidenten, dieser vertreten durch den Minister der Justiz und für Verbraucherschutz, 
        
 das Saarland, vertreten durch die Ministerpräsidentin, diese vertreten durch die Justizministerin, 
        
 der Freistaat Sachsen, vertreten durch den Ministerpräsidenten, dieser vertreten durch den Staatsminister der Justiz und für Europa, 
        
 das Land Sachsen-Anhalt, vertreten durch den Ministerpräsidenten, dieser vertreten durch die Ministerin für Justiz und Gleichstellung, 
        
 das Land Schleswig-Holstein, vertreten durch den Ministerpräsidenten, dieser vertreten durch die Ministerin für Justiz, Kultur und Europa, 
        
 der Freistaat Thüringen, vertreten durch die Ministerpräsidentin, diese vertreten durch den Justizminister, 
        
 und 
        
 das Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch die Ministerpräsidentin, diese vertreten durch den Justizminister, 
        
 schließen vorbehaltlich der Zustimmung der verfassungsmäßig zuständigen Organe folgenden Staatsvertrag:
      
Präambel
1Ziel der Gesetzesnovellierung „Sachaufklärung in der Zwangsvollstreckung“ ist es, die Informationsbeschaffung des Gläubigers in der Zwangsvollstreckung zu verbessern und die Führung der Schuldnerverzeichnisse der Länder zu modernisieren. 2Die Länder betreiben gemeinsam unter der Internetadresse www.vollstreckungsportal.de ein Internetportal (Vollstreckungsportal). 3Das Vollstreckungsportal eröffnet die zentrale Auskunft aus den Schuldner- und Vermögensverzeichnissen der Länder (§§ 802 k Abs. 1 Satz 2, 882 h Abs. 1 der Zivilprozessordnung). 4Mit diesem Staatsvertrag wird von der gesetzlich vorgesehenen Möglichkeit einer länderübergreifenden Zusammenarbeit zur Reduzierung des Verwaltungsaufwandes und zur Kostensenkung Gebrauch gemacht (§§ 802 k Abs. 1 Satz 2, 882 h Abs. 1 Satz 2 und 3 der Zivilprozessordnung).
 § 1 
        
 Gegenstand und Ziele des Vollstreckungsportals 
 
      Mit dem bundesweiten Vollstreckungsportal werden folgende Ziele erreicht:
- 1.
 - Über das Vollstreckungsportal wird den gesetzlich Berechtigten die Einsichtnahme in den Datenbestand der Schuldnerverzeichnisse und der Vermögensverzeichnisse der Länder in elektronischer Form eröffnet.
 - 2.
 - Das Vollstreckungsportal erlaubt den gesetzlich Berechtigten eine bundesweite Suche über die eingetragenen Daten aus den Schuldnerverzeichnissen und Vermögensverzeichnissen (Schuldnerdaten) der Länder.
 - 3.
 - Das Vollstreckungsportal stellt im Zusammenwirken mit Systemen, zu denen eine Vertrauensbeziehung besteht (sog. Vertrauensdomäne), ein zentrales und länderübergreifendes elektronisches Informations- und Kommunikationssystem im Internet zur Registrierung der Nutzungsberechtigen im Sinne des § 7 Abs. 4 der Schuldnerverzeichnisführungsverordnung bereit.
 - 4.
 - Das Vollstreckungsportal bietet die Möglichkeit einer länderübergreifenden Gebührenabrechnung und Vollstreckung der Gebührenforderung.
 - 5.
 - Das Vollstreckungsportal stellt die technischen Voraussetzungen bereit, um die Daten der Schuldnerverzeichnisse und der Vermögensverzeichnisse aller Länder über eine einheitliche Schnittstelle zu übernehmen und die Abdrucke aus dem Schuldnerverzeichnis zu erstellen und zu versenden.
 
 § 2 
        
 Bestimmung des elektronischen Auskunftssystems 
 
      (1) Die Länder bestimmen das Vollstreckungsportal als das länderübergreifende zentrale elektronische Informations- und Kommunikationssystem im Sinne der §§ 802 k Abs. 1 Satz 2, 882 h Abs. 1 Satz 2 und 3 der Zivilprozessordnung, über das die Daten aus den Schuldnerverzeichnissen und Vermögensverzeichnissen der zentralen Vollstreckungsgerichte der Länder abrufbar sind.
(2) Die Eintragungen im Schuldnerverzeichnis und im Vermögensverzeichnis der zentralen Vollstreckungsgerichte der Länder werden in einheitlicher elektronischer Form an den Landesbetrieb Information und Technik des Landes Nordrhein-Westfalen als technischer Betreiber des Vollstreckungsportals der Länder übermittelt.
 § 3 
        
 Protokollierung der Abrufe und Sperrung 
        
 des Bezugs von Abdrucken 
 
      (1) Die Bereitstellung der Daten aus den Schuldnerverzeichnissen und Vermögensverzeichnissen der Länder zum Zwecke der Einsichtnahme und zum Abdruckversand umfasst auch die Pflicht zur Protokollierung der Abrufe gemäß § 6 Abs. 3 der Schuldnerverzeichnisführungsverordnung und § 7 Abs. 4 der Vermögensverzeichnisverordnung.
(2) Die Länder sind befugt, zugelassene Teilnehmer zum laufenden Bezug von Abdrucken, die die von diesen zu entrichtenden Gebühren nicht oder nicht vollständig zahlen, oder bei Bekanntwerden von Missbrauchsfällen zu sperren.
 § 4 
        
 Zentrale Erhebung und Vollstreckung von Gebühren 
 
      (1) Die Länder übertragen die Zuständigkeit für die Erhebung von Gebühren für die Erteilung von Abdrucken aus dem Schuldnerverzeichnis und für die Einsichtnahme in das Schuldnerverzeichnis auf das Land Nordrhein-Westfalen (§ 882 h Abs. 1 Satz 3 der Zivilprozessordnung).
(2) 1Die Länder übertragen die Zuständigkeit für die Vollstreckung der nach Absatz 1 erhobenen Gebühren auf das Land Nordrhein-Westfalen. 2Die Vollstreckung richtet sich nach dem Recht des Landes Nordrhein-Westfalen.
(3) Zuständige Stelle im Sinne der Absätze 1) und 2) ist der Direktor des Amtsgerichts Hagen.
(4) Eine Gebührenfreiheit im Sinne von § 8 Abs. 3 der Justizverwaltungskostenordnung (JVKostO) beurteilt sich nach dem Recht des Landes, aus dessen Schuldnerverzeichnis eine Auskunft erteilt werden soll.
 § 5 
        
 Einsatz von elektronischen Bezahlsystemen 
 
      (1) Zur Abgeltung der Gebühren nach § 4 Abs. 1 ist der Einsatz elektronischer Bezahlsysteme gestattet.
(2) Die Länder erhalten zum Nachweis der nach § 4 Abs. 1 erhobenen Gebühren eine monatliche Übersicht.
 § 6 
        
 Auskehrung der Einnahmen 
 
      (1) Die aufgrund der Übertragungen nach § 4 eingenommenen Gebühren werden quartalsweise beginnend mit dem 1. April 2013 an die Länder überwiesen.
(2) 1Einnahmen für Auskünfte aus dem Vollstreckungsportal, welche dem Schuldnerverzeichnis eines Landes zugeordnet werden können, fließen diesem Land in der landesrechtlich bestimmten Höhe zu. 2Im Übrigen werden die Einnahmen nach dem jeweils aktuellen Königsteiner Schlüssel verteilt.
(3) Der Überweisungsbetrag entspricht in der Höhe der Summe der Beträge, die – gegebenenfalls nach Abzug von Gebühren eines elektronischen Bezahl- oder Vollstreckungsverfahrens – dem Land Nordrhein-Westfalen tatsächlich zugeflossen sind.
 § 7 
        
 Kosten und Betrieb des Vollstreckungsportals 
 
      (1) 1Die Länder erstatten dem Land Nordrhein-Westfalen den ihm durch diesen Vertrag entstehenden Aufwand. 2Die Verteilung der Kosten richtet sich nach dem jeweils geltenden Königsteiner Schlüssel zum Stichtag der Abrechnung.
(2) Die Einzelheiten über den Betrieb des gemeinsamen Vollstreckungsportals der Länder sowie die Höhe der Kosten werden in einer Dienstleistungsvereinbarung gesondert geregelt.
 § 8 
        
 Inkrafttreten und Kündigung 
 
      (1) 1Dieser Staatsvertrag bedarf der Ratifikation. 2Die Ratifikationsurkunden werden bei der Landesjustizverwaltung Nordrhein-Westfalen hinterlegt. 3Die Landesjustizverwaltung Nordrhein-Westfalen teilt den übrigen Vertragsparteien die Hinterlegung der letzten Ratifikationsurkunde mit. 4Der Staatsvertrag tritt mit dem Tage, der auf die Hinterlegung der letzten Ratifikationsurkunde folgt, nicht jedoch vor dem 1. Januar 2013 in Kraft. 1
(2) 1Dieser Staatsvertrag wird auf unbestimmte Zeit geschlossen. 2Eine Kündigung kann jeweils mit einer Frist von 6 Monaten zum Schluss des Kalenderjahres erfolgen. 3Eine Kündigung ist erstmals zum Ablauf des Jahres 2014 zulässig.
  Für das Land Baden-Württemberg 
          
 Der Justizminister 
          
 Rainer Stickelberger, MdL          
      
Stuttgart, den 12. November 2012
  Für den Freistaat Bayern 
          
 Die Staatsministerin der Justiz und für Verbraucherschutz 
          
 Dr. Beate Merk          
      
München, den 8. November 2012
  Für das Land Berlin 
          
 Der Senator der Justiz und für Verbraucherschutz 
          
 Thomas Heilmann          
      
Berlin, den 5. Dezember 2012
  Für das Land Brandenburg 
          
 Der Minister der Justiz 
          
 Dr. Volkmar Schöneburg          
      
Potsdam, den 21. November 2012
  Für die Freie Hansestadt Bremen 
          
 Der Senator für Justiz und Verfassung 
          
 In Vertretung 
          
 Staatsrat Prof. Stauch          
      
Bremen, den 16. November 2012
  Für den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg 
          
 Die Senatorin der Behörde für Justiz und Gleichstellung 
          
 Schiedek          
      
Düsseldorf, den 21. August 2012
  Für das Land Hessen 
          
 Der Minister für Justiz, Integration und Europa 
          
 Jörg-Uwe Hahn          
      
Wiesbaden, den 7. August 2012
  Für das Land Mecklenburg-Vorpommern 
          
 Die Justizministerin 
          
 Uta-Maria Kuder          
      
Schwerin, den 7. September 2012
  Für das Land Niedersachsen 
          
 Busemann          
      
Hannover, den 9. Oktober 2012
  Für das Land Nordrhein-Westfalen 
          
 Der Justizminister 
          
 Thomas Kutschaty          
      
Düsseldorf, den 21. November 2012
  Für das Land Rheinland-Pfalz 
          
 Der Minister der Justiz und für Verbraucherschutz 
          
 Jochen Hartloff          
      
Mainz, den 16. Oktober 2012
  Für das Saarland 
          
 Die Ministerin der Justiz 
          
 Anke Rehlinger          
      
Saarbrücken, den 14. November 2012
  Für den Freistaat Sachsen 
          
 Der Staatsminister der Justiz und für Europa 
          
 Dr. Martens          
      
Dresden, den 12. November 2012
  Für das Land Sachsen-Anhalt 
          
 Die Ministerin für Justiz und Gleichstellung 
          
 Prof. Dr. Angela Kolb          
      
Magdeburg, den 25. Oktober 2012
  Für das Land Schleswig-Holstein 
          
 Für den Ministerpräsidenten 
          
 Ministerin für Justiz, Kultur und Europa 
          
 Anke Spoorendonk          
      
Kiel, den 12. November 2012
  Für den Freistaat Thüringen 
          
 Der Justizminister 
          
 Dr. Holger Poppenhäger          
      
Erfurt, den 20. November 2012
